Einführung - 私の夢はどうなったのか

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Einführung

Es ist nicht leicht, ein so komplexes und hoch entwickeltes Land wie Japan in einer kurzen Darstellung zusammenfassend vorzustellen. Besser gesagt, es ist natürlich nicht möglich. Deshalb will ich hier nur versuchen, einzelne Aspekte aufzuzeigen, die besonders interessant und wichtig scheinen, um das Land richtig zu verstehen, vor allem auch solche, die mich fasziniert haben und die ich durch meine persönlichen Erfahrungen illustrieren kann. Einzelne konrete Begegnungen mit dem Land und seinen Menschen stelle ich ich in lockerer Folge gesondert vor. Dann lade ich ein zu einem Spaziergang durch einige von Japans traumhaft schönen Gärten und Parks. Es folgen ausführlichere Darstellungen zu drei Themenbereichen, die mich in Japan vor allem interessiert haben und mit denen ich mich auch wissenschaftlich beschäftigt habe (Exotismus, Religion, Hochschulreform). Andere wichtige Themen sind in einer Reihe von kürzeren Darstellungen zusammengefasst.
Die japanische Kultur und Gesellschaft werden immer noch häufig missverstanden und falsch interpretiert. Daher möchte ich besonders auf solche Aspekte eingehen, die die Gründe für diese Missverständnisse deutlich machen und zu einem besseren Verständnis Japans beitragen können. Das Land gilt auch heute noch vielen als rätselhaft und geheimnisvoll, und und es wird behauptet, dass man Japaner im Grunde nie verstehen kann. Ähnliches hört man auch von Japanern, die damit gleichsam einen Schutzschild um sich aufbauen möchten oder sich, besonders bei Geschäften, oft einfach nur nicht in die Karten sehen lassen wollen. Natürlich bleibt einem jedes Land wie auch jeder Mensch immer irgendwo noch rätselhaft, selbst der eigene Ehepartner. Das Leben wäre ja auch langweilig, wenn es nicht so wäre. Aber nach meinen Erfahrungen in Japan kann ich mit Überzeugung sagen, dass es keine grundsätzlichen Schwierigkeiten gibt, die Menschen in Japan zu verstehen und ihre Handlungsweise richtig einzuschätzen. Das hat sich mir immer wieder bestätigt, und ich kann dies an einer ganzen Reihe von Beispielen erläutern. Besonders schwierig war es für mich, als ich für den gesamten Bereich meiner Universität zuständig war und die komplizierten Machtverhältnisse und Rivalitäten, die es in Japan natürlich genauso gibt wie anderswo, richtig einschätzen musste. Dass mir das meistens gelungen ist, nehme ich als Beweis dafür, dass man mit der nötigen Sensibilität auch das Verhalten der Menschen in Japan durchaus verstehen kann, und nach meiner Erfahrung oft sogar leichter als etwa in Deutschland.
Ich habe hier von Rivalitäten und Machtkämpfen gespochen, um gleich noch ein anderes Vorurteil gegenüber Japan zurückzuweisen, nämlich, dass die japanische Gesellschaft so besonders friedlich und harmonisch sei. Wenn Japan immer noch häufig als Land der Harmonie dargestellt und manchmal gar zu einer Art Paradies und Idealland ausgemalt wird, so geht dies auf Vorstellungen zurück, die sich in Europa vor allem seit der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelten, im Zusammenhang mit dem Exotismus. Bei diesem entstand aus Kulturpessimismus und der Abkehr von traditionellen europäischen Werten die Vorstellung von einer Gegenwelt, die man sich erträumte und in fernen und abgelegenen Gegenden der Welt zu finden hoffte, wie es etwa bei Gauguin der Fall war. Dabei wird gerne alles, was einem in Europa missfällt, in sein positives Gegenteil verkehrt und in Ländern wie Haiti oder auch Japan erträumt. Dieser Schematismus findet sich bis heute noch in manchen Vorstellungen über Japan, die das Land zu einem positiven Gegenbild Europas machen. Einiges davon mag Anknüpfungspunkte in Japan haben, aber prinzipiell haben solche Vorstellungen nichts mit der japanischen Wirklichkeit zu tun. Trotzdem wird immer noch gerne etwa der friedliche Buddhismus dem kriegerischen Christentum, die japanische Toleranz der westlichen Intoleranz, die Streitkultur der Europäer dem Harmoniestreben der Japaner gegenübergestellt. Diese exotistischen Vorstellungen von Japan verfälschen leider oft unser Bild von der japanischen Kultur und Gesellschaft und verhindern so die zahlreichen positiven Erfahrungen, die man in Japan machen, und die wirklichen Erkenntnisse, die man dort gewinnen kann. Ich persönlich habe letztere immer als eine unglaubliche Bereicherung erfahren, die auch zu einem vertieften Verständnis meiner eigenen Kultur geführt hat.
Angeblich bekommt man einen Kulturschock, wenn man nach Japan reist. Mir ist es nicht so gegangen, aber dennoch habe ich eine Art Kulturschock erlebt, nämlich als ich nach mehreren Jahren zum ersten Mal wieder nach Deutschland zurückkam. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich mich so verändert hatte und viele Dinge nun in einem ganz neuen Licht sah. Die Begegnung mit Japan kann eine große Herausforderung sein, weil sie vieles infrage stellt, an das man sich gewöhnt hat und dass einem lieb geworden ist, und weil sie Alternativen aufzeigt, die man nicht so leicht von der Hand weisen kann, obwohl man das vielleicht gerne möchte. Das gilt natürlich umso mehr, wenn man sich ohnehin schon unwohl fühlte in der europäischen Kultur.

Kein Ausländer verläßt nach Jahren dieses erstaunliche Land der Sonnengöttin ohne angesengte Flügel und Narben. Niemand, der bei Sinnen ist, geht, ohne mehr über sich und seine Kultur erfahren zu haben, als ihm vielleicht lieb ist. (Uwe Schmitt, Sonnenbeben, 1998)

Für manche scheint die Alternative nur, sich entweder in Japan zu verkriechen, möglichst in einem Japan, das dem erträumten Ideal nahe kommt, wie etwa Lafcadio Hearn, oder aus Japan zu fliehen.
Damit aber zurück zum wirklichen Japan. Richtig ist, dass die Menschen in Japan im allgemeinen besonders freundlich und liebenswürdig sind, sehr darauf bedacht, Konflikte zu vermeiden, und dass sie sich mit großer Sensibilität darum bemühen, angenehme menschliche Beziehungen zu schaffen und zu erhalten. Peinliche oder konfliktgeladene Situationen lässt man mit großer Geschicklichkeit oft erst gar nicht entstehen. Zumindest verhindert man unter allen Umständen, dass Probleme und Konflikte nach außen dringen. Dabei wird natürlich auch in Japan gelegentlich mit harten Bandagen gekämpft. Was ich in dieser Hinsicht erlebt habe, etwa bei Wahlen an meiner Universität, bei denen ich jahrelang involviert war, will ich hier aber lieber nicht ansprechen. Doch insgesamt kann man in Japan, selbst bei gelegentlich eher rüden Menschen, eine oft erstaunliche Rücksichtnahme und Sensibilität gegenüber den Gefühlen der Mitmenschen beobachten, auch wenn ausländische Beobachter das vielleicht oft gar nicht bemerken.
Eine Vorstellung, die man sehr häufig mit Japan verbindet, ist die, dass die Menschen in Japan sich sehr viel stärker als Teil einer Gruppe fühlen, während in Europa die Betonung auf der Unabhängigkeit des Einzelnen, des Individuums liegt. Das ist richtig, wenn man aus diesem Unterschied keinen völligen Gegensatz macht und im Falle Japans nicht etwa von Kollektivismus oder gänzlicher Unterordnung des Individuums unter die Gruppe spricht. Die Unterschiede sind relativ, und wenn man genau hinsieht, erkennt man, dass es ähnliche Phänomene wie in Japan auch in Europa gibt, nur dass diese oft nicht bewusst wahrgenommen oder verdrängt werden, weil die Entwicklung des unabhängigen, selbstständigen Individuums im Vordergrund steht. Wenn man es selbst nicht immer wieder erlebt hat, ist es schwer nachzuempfinden, was diese Bindung an die Gruppe für die Menschen in Japan bedeutet. Grundsätzlich sehen sie sich oder besser empfinden sie sich immer zunächst als Teil eines größeren Ganzen, einer Gruppe im Sinne eines lebendigen Organismus, und erst dann sehen sie sich in ihrer besonderen individuellen Rolle in dieser Gruppe. Die Gruppe beginnt mit der Familie, über die Schule, die Firma usw. bis hin zu der größten Einheit, dem „Volkskörper“ wie es bis 1945 hieß, nämlich dem Land Japan insgesamt.
Wenn sie sich also im allgemeinen stärker als wir in Europa als Teil einer Familie, einer lebendigen Gemeinschaft fühlen, erfahren sie sich damit auch stärker eingebunden in den natürlichen Rhythmus der Natur und des Lebens. Das zeigt sich besonders auch beim Umgang mit dem Tod, der, trotz aller Tabus, die ihn umgeben, als natürlicher Teil des Lebens erfahren und weniger als oft bei uns verdrängt oder als Schock mit traumatischen Folgen erfahren wird.
Man kann die mit dem Begriff der Gruppe angesprochenen Phänomene in Japan nur richtig verstehen und einordnen, wenn man sie in einem größeren Zusammenhang sieht. Hierher gehört die Tendenz, ganz allgemein Dinge nicht zunächst als eigenständige Phänomene oder Faktoren zu sehen, die man dann in Beziehung zueinander setzt, sondern von Anfang an als Teil eines Ganzen oder als eingebunden in einen größeren Zusammenhang. Interessant ist, wie sehr die japanische Sprache und damit auch das Denken in Japan davon geprägt sind. So werden etwa Vorgänge, Ereignisse, selbst Entscheidungen gerne so gesehen, als hätten sie sich natürlicherweise so ergeben, selbst wo man weiß, dass dies auf Druck bestimmter Personen geschah. Der ideale Politiker ist nicht der Macher, sondern wer die verschiedenen Strömungen geschickt in die richtige Richtung lenkt und dabei selbst im Hintergrund bleibt.
Weitere wichtige Themen, die ich ansprechen möchte, sind die Bedeutung von Ritualen, Besonderheiten der japanischen Ästhetik, Emotionalität, japanischer Pragmatismus, und die Rolle der Macht in Japan.
Bezüglich der Religion in Japan gibt es besonders viele Missverständnisse zu korrigieren, aber auch manche erstaunliche Dinge zu entdecken. Das wird in einem eigenen Themenbereich ausführlich behandelt.

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